Esfahan

Wir sitzen im Auto und fahren wieder die gleiche Strecke zurück, die wir wenige Tage vorher nach Teheran hinauf gefahren sind. Das Etappenziel soll eigentlich Na'in sein. Unterwegs ist uns aber irgendwie doch nach typischem "Touri-Programm" und so nehmen wir den Abzweig Richtung Esfahan.

Wir stellen uns hinter das Amir Kabir Hostel. Der Preis für Nutzung der Duschen und das Frühstück ist zwar mit 20 Dollar etwas hoch, aber dafür liegt es mitten in der Stadt und wir können der Mittagshitze im netten Innenhof entkommen. Am ersten Abend verschlägt es uns natürlich gleich zum Naqsh-e Jahan Square, der alleine schon mit seiner Größe von fast 9 Hektar beeindruckt. Die umliegenden Gebäude erstrahlen im Licht und hunderte Menschen erfüllen den Platz mit Leben. Wir gehen gleich nebenan gut Essen - was für ein Einstand in dieser schönen Stadt!

Wir stoßen gleich am ersten Abend auf das kleine Meydoon Café. Wenn wir ehrlich sind, werden wir von der LaCimbali Maschine angezogen, die auf dem Tresen thront. Unsere Neugierde wird mit einem hervorragenden Espresso belohnt. Dieses Café wird auch in den nächsten Tagen noch häufiger unsere Anlaufstelle werden, denn auch die anderen Kaffeevariationen sind sehr zu empfehlen!

Wir stehen in unserem gewohnten Rhythmus (nach den vorherigen Ländern) entspannt auf und frühstücken erstmal in Ruhe. Ein Fehler, den wir danach nicht mehr begehen. Als wir aufbrechen, um die ersten Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, ist es draußen bereits so heiß, dass wir am liebsten gleich umdrehen würden. Wir schleppen uns dennoch in die Stadt. Von dem großen Platz aus geht es durch die leeren Gänge des Basars wieder in Richtung Hostel. Es ist Freitag und heute düsen nur einige Männer mit ihren Motorrädern durch die Gänge. Gegen Abend dann der zweite Versuch: wir machen uns auf zu den alten Brücken und schlendern gemütlich am Flussufer entlang. Die Temperaturen sind inzwischen sehr angenehm und am Ufer sitzen hunderte Einheimische bei einem Picknick. Im armenischen Viertel finden wir schlussendlich ein Restaurant mit köstlichem Essen und lassen den Tag ausklingen.

 Am nächsten Morgen geht es - dieses Mal wesentlich früher - wieder zurück zum Naqsh-e Jahan Square. Die Königsmoschee an seinem Kopf wird als erstes besichtigt und gehört eben zum bereits angedeuteten "Touri-Programm". Das nimmt dem Gebäude aber keinesfalls seine Schönheit. Wir verbringen einige Zeit hier und lassen uns durch die verschiedenen Teile der Moschee treiben. Ebenfalls am Platz liegt die Scheich-Lotfolla-Moschee, die zwar wesentlich kleiner ist, aber mit prächtigem Farbenspiel innen und außen beeindruckt. Erneut verlassen wir den Platz durch den Basar, der heute aber voller Leben ist. Die geparkten Autos sind Waren gewichen. Eine von Charlottes Hosen hatte den Kampf mit einer Leitplanke verloren und so suchen wir einen Schneider. Die ersten Anläufe in Teheran endeten damit, dass uns Menschen zu Nähmaschinen-Verkäufern geschickt haben. Dieses Mal sind wir guten Mutes. Auf dem Weg zum eigentlich angedachten Schneider grüßt uns mitten im Basar jemand so herzlich von oben herab, dass wir stehen bleiben. Wir entdecken große Textilmaschinen oben im zweiten Stock, den wir bisher so gar nicht beachtet haben. Der Mann, der uns so nett grüßte, winkt uns durch einen kleinen Gang in den Hinterhof. Über eine schmale Treppe geht es auf der Rückseite hinauf zu den dortigen Produktionsstätten. Die Stoffe und Elastikbündchen, die unten überall zu sehen sind, werden hier auf teilweise 100 Jahre alten Maschinen hergestellt und auch zu Kleidung verarbeitet. Charlottes Hose ist natürlich schnell genäht und wir sind eine riesen Attraktion. Es wird Tee, Gebäck und Brot geholt und dann über uns und ihre Arbeit geplaudert. Natürlich werden uns auch stolz ihre Maschinen präsentiert, die vor vielen Jahren einmal in Italien und Japan hergestellt wurden. Wir verabschieden uns und laufen, glücklich über die Gastfreundschaft, weiter zur Jameh Moschee. Es ist jedoch schon Mittag und die Moschee gerade zum Gebet geschlossen. Wir entkommen der Mittagshitze wieder im schattigen Garten. Abends genießen wir  wieder die Stimmung auf dem großen Platz, bevor es zum Essen ins armenische Viertel geht.

Früh am nächsten Morgen nutzen wir das renommierte Abbasi Hotel, um einen ersten Anlauf für unsere Hochzeitsbilder im Iran zu nehmen. Anschließend stehen noch zwei weitere Programmpunkte an: Die Dachterrasse des Ali Qapu Palasts - mit Blick über den gesamten Naqsh-e Jahan Square und die Jameh Moschee im zweiten Anlauf.

 

Nachmittags verlassen wir die Stadt glücklich, aber auch erschöpft vom vielen Laufen, in Richtung Osten. Es geht weiter nach Na'in.

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