Turkmenistan im Schnelldurchlauf

 

Wir stehen gegen 9:30 Uhr an der Grenze zu Turkmenistan und der Betrieb geht gerade so langsam los. Wesentlich früher muss man hier wirklich nicht aufkreuzen. Die iranische Seite ist schnell durchlaufen. Ein- und Ausreise waren für uns im Iran überraschender Weise völlig problemlos, was vielleicht an der erwarteten aber ausbleibenden Bürokratie liegt. Dann die turkmenische Seite. Wir erwarten kein Chaos, aber zumindest etwas undurchschaubare Abläufe. Stattdessen werden wir mit einem zwar langsamen, aber strukturierten Ablauf überrascht. Es werden gefühlt 100 Stempel auf die Dokumente gesetzt, gefolgt von der ersten genaueren Fahrzeugkontrolle der Reise. Insgesamt sind wir in knapp 2,5 Stunden mit Aus- und Einreise beschäftigt, dann geht es über eine steile Passstraße hinunter nach Ashgabat.    

Die Stadt begrüßt uns mit breiten, wenig befahrenen Straßen und pompösen Gebäuden – alles gehüllt in weißen Marmor. Sogar die Bordsteine sind aus Marmor und die Bushaltestellen klimatisiert. Wir erwarten eine menschenleere Stadt, sehen jedoch überall wesentlich bunter gekleidete Menschen als im Iran. So leblos ist es hier also doch nicht. Einzig das Finden von Restaurants und Geschäften gestaltet sich etwas schwieriger, da die Eingänge meist rückwärtig gelegen sind und die Fassaden fast überall nichtssagend gleich aussehen. Das Sightseeing wird durch die überall lauernden Polizisten erschwert. Diese halten einen entweder vom Fotografieren ab oder verbieten einem sogar gewissen Straßen zu betreten. Wir verlassen Ashgabat nach einem Tag wieder auf der uns vorgeschriebenen Route, tanken am Stadtrand für 16 Euro-Cent pro Liter voll und nehmen Kurs auf das Tor zur Hölle – den brennenden Gaskrater in der Wüste. Der Ort ist so beeindruckend, dass natürlich hier unsere obligatorischen Hochzeitsbilder entstehen. Wir schlagen unser Nachtlager nicht weit entfernt auf und genießen unser Abendessen mit Blick auf den vom ewigen Feuer beleuchteten Krater.

Am nächsten Morgen brechen wir wieder auf, um den zweiten Teil der Strecke zur Usbekischen Grenze unter die Räder zu nehmen. Die Straße soll wesentlich schlechter werden. Zu Beginn denken wir noch, dass die subjektive Einschätzung einiger anderer Reisenden zum Thema Straßenzustand einfach von unserer abweicht. Dann nimmt die Zahl der Schlaglöcher jedoch rapide zu, bis irgendwann mehr Loch als Straße vorhanden ist. Daher bevorzugen wir lieber die parallel laufende Sandpiste, bis dann der Bulldust durch Charlottes Fußraum ins Fahrzeuginnere gelangt. So viel zum Thema Spaltmaße im Defender. Wir haben noch einen Tag Zeit und stellen uns 50 Kilometer vor Kunya-Urgench unter eine Brücke direkt an den Fluss. Hier lassen sich die hohen Temperaturen besser aushalten und wir freuen uns über ein bißchen Zeit zum Lesen. Im Laufe des Nachmittags kommen noch einige Männer aus der Umgebung zum Picknick hierher. Wir werden eingeladen. Es gibt frischen Fisch aus dem Fluss, Brot, Gemüse und Unmengen an Wodka. Der Tag endet natürlich feucht-fröhlich!

Leicht mitgenommen vom Wodka starten wir von hier aus, um näher an die Grenze zu fahren. Die Straße lässt stellenweise kaum mehr als 15-20 km/h zu und so erreichen wir nach ca. 2 Stunden Kunya-Urgench. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt sind schnell abgelaufen. Wir freuen uns jedoch auch über einen weiteren ruhigen Tag. Der Stellplatz liegt am Stadtrand und von hier aus sind es nur noch wenige Minuten Fahrt bis zur Staatsgrenze am nächsten Morgen.

Das Transit Visum ermöglicht uns fünf Tage im Land zu bleiben. Im Rückblick haben wir auf der gefahrenen Route allerdings auch nicht mehr Tage benötigt, vermutlich hätten auch drei Tage ausgereicht. Unsere Visa Daten für Turkmenistan und Usbekistan hatten wir vorher - um ehrlich zu sein - etwas ungünstig gewählt, sodass wir die fünf Tage voll ausnutzen mussten. 

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