Nachdem wir in Xian wieder auf unsere Reisegruppe treffen, geht es gemeinsam weiter. Der ursprüngliche Plan, von Xian eine größere Runde westlich durch das Gebirge nach Chengdu zu fahren, wird leider gestrichen. Wir wurden bei der gemeinsamen Abstimmung überstimmt und beugen uns daher dem Willen der Gruppe. Stattdessen geht es auf direktem Weg in Richtung Chengdu. Wir lassen die Millionenstadt allerdings links liegen und fahren in Richtung des historischen Städtchens Taoping. Das alte Bergstädtchen wurde bei einem Erdbeben vor einigen Jahren schwer beschädigt und später restauriert. Wir fanden Pingyao schöner, aber das ist sicherlich Geschmacksache. Die Lage in den Bergen ist auf alle Fälle traumhaft. Bei der Anreise wird jedoch das Ausmaß der chinesischen Infrastruktur Projekte deutlich: Mitten durch das schmale Tal wird eine Autobahntrasse gezogen, die zu großen Teilen auf Betonpfeilern liegt.
Als nächster Programmpunkt steht der Besuch eines Forschungszentrums für Panda-Bären und des maoistischen Berges Qingcheng-Shan an. Da für Beides zusammen nur ein Tag eingeplant ist und dies zeitlich zu knapp wird, teilen wir uns wieder auf. Die Familien möchten den Kindern natürlich den Besuch bei den Pandas nicht vorenthalten. Für Daniel und uns geht es stattdessen auf den Qingshen-Shan. Wer jetzt an wandern wie in Europa denkt, liegt falsch. Der Berg ist mit alten Wegen durchzogen, an denen überall Tempel und kleine Hütten liegen, die halb in den kalten Regenwald eingewachsen sind. Die Wege bestehen aus unzähligen Treppenstufen, die uns noch einen schönen Muskelkater in den Waden bescheren werden. Da die meisten Chinesen nicht gerne weit laufen, folgen die Touristengruppen größtenteils dem Hauptweg, der den Aufstieg durch eine Boot- und Gondelfahrt erleichtert. Wer sich bei den ersten Pfaden nach dem Eingang gleich links hält, läuft auf wenig benutzen Pfaden und entkommt so dem Trubel. Nach den vielen Kilometern im Auto genießen wir den Aufstieg durch diesen wunderschönen kalten Regenwald. Für uns sicherlich ein Highlight auf unserer Chinadurchquerung.
Wir haben anschließend keine Lust noch viel weiter zu fahren und übernachten, wie bereits vor zwei Tagen, in Dujiangyan. Die Altstadt hatte uns so gut gefallen, dass wir hier gerne noch einmal durch die alten Gassen schlendern. Da wir inzwischen seit einigen Tagen ein zunehmendes Vibrieren an der Vorderachse hören, fahren wir einige Werkstätten an. Beim dritten Versuch haben wir Glück und treffen auf ein sehr freundliches und hilfsbereites Team. Zum Glück haben wir Ersatzbuchsen für den Panhard Stab dabei und benötigen daher "nur" eine Presse, um die alten Buchen herauszupressen. Diese sind allerdings störrischer als erhofft. Erwartet man bei einem Land Rover etwas anderes?? Mit einiger Überzeugungsarbeit bewegen sie sich dann doch heraus. Die Neuen sind schnell drin und wir fahren wieder vibrationsfrei über die chinesischen Autobahnen.
Nächster Programmpunkt: Leshan Buddha - angeblich der größte Buddha der Welt. Hier treffen wir wieder auf die Anderen, die kurz vorher an einem Fluss übernachtet haben. Die Größe des Buddhas ist in der Tat beeindruckend und sicher einen Ausflug wert. Um an die Füße des Buddhas zu gelangen muss man sich fast eine Stunde auf der Treppen anstellen. Ob man dies möchte, bleibt jedem selbst überlassen. Wir haben uns eigentlich gegen ein Anstellen entschieden. Durch Zufalle sind wir jedoch dem Menschenstrom entgegen gelaufen und so ohne Anstellen an die Füße des Buddhas gelangt. Wir müssen zugeben, dass das Ausmaß des Buddhas von unten erst richtig zur Geltung kommt.
Leshan befindet sich in der Nähe des heiligen buddhistischen Berges "Emei-Shan", an dessen Fuß wir uns für die nächsten zwei Nächte stellen. Unseren freien Tag verbringen wir mit einer ausgiebigen Wanderung auf den gut angelegten Wegen. Wieder bestehen die Wege größtenteils aus Treppenstufen. Auch hier werden wir wieder durch Tempel entlang des Wegesrandes belohnt. Wer möchte kann auch die 20-30 Kilometer lange Strecke bis zur Spitze des Berges laufen, die alternativ natürlich mit Bus und Bahn erreichbar ist. Das Wetter ist saisontypisch diesig und keine gute Sicht zu erwarten. Aufgrund des Wetters und der Befürchtung, dass wir am Gipfel auf viele Touristengruppen stoßen werden - schließlich ist dieser mit Bus und Bahn erreichbar- verzichten wir auf einen Aufstieg zum Gipfel. Vorsicht aber vor den teils aggressiven Affen! Die Touristenmassen haben das Verhalten der Affen leider negativ beeinflusst. In jedem Rucksack wird Essen vermutet und das Durchlaufen der "Affenzone" kann zum Spießrutenlauf werden.
Nachdem sich unsere faulen Körper endlich wieder ein wenig bewegen durften geht es weiter. Unser Reiseplan führt uns in den nächsten Tagen weiter nach Osten. Als nächstes kommen wir zu drei riesige "Naturbrücken" im Wulong Nationalpark - natürlich die größten der Welt... Unter der Erde befindet sich hier ein riesiges, natürliches Süßwasserreservoir. Dieses ist vor tausenden Jahren teilweise zusammengebrochen und hat so drei natürliche Brücken geformt. Forscher gehen davon aus, dass aufgrund des Wassers auch diese Brücken in der Zukunft zusammenbrechen werden. Das ganze Areal ist touristisch wieder sehr erschlossen, was den schönen Spaziergang durch die Schlucht allerdings nicht beeinträchtigt.
Überall in China gibt es entlang der Straßen kleine Suppenküchen, die für kleines Geld Dumpling- und Reisnudelsuppen anbieten. Eine solche Suppenküche finden gleich vor dem großen Parkplatz am Ticketschalter. Besser hätten wir wohl auch in den umliegenden Restaurants nicht gegessen. Natürlich spricht hier niemand Englisch, aber Bilder oder das Essen anderer Gäste helfen uns meistens bei der Auswahl. So klappt das Bestellen in den Suppenküchen ganz gut, aber es gibt hier auch nicht wirklich eine riesige Auswahl. In den Restaurants mit mehr Auswahl ist die Unterstützung des Guides teilweise hilfreich und ermöglicht mehr Abwechslung auf dem Teller. Vor allem die regionalen Unterschiede erschmecken wir uns mit der Hilfe von Jens wesentlich besser.
Auf dem Weg in Richtung Osten legen wir noch einen Zwischenstopp in Longtan ein. Mitten in der kleinen Provinzstadt liegt die sehr gut erhaltene Altstadt. Die Stadt befinden sich "glücklicherweise" nicht in den westlichen Reiseführern, sodass hier nur ein geringer Tourismus existiert. So können wir unseren Spaziergang durch die Gassen und über die schönen Brücken umso mehr genießen. Die Einheimischen lassen sich von uns nicht beirren und spielen ihre Brett- und Kartenspiele inklusive Geldeinsatz in Ruhe weiter. Auch hier genießen wir wieder ein hervorragendes Essen in einem Restaurant, dessen Besitzer offensichtlich erst selten westliche Ausländer zu Gast hatten. Wir werden das leckere chinesische Essen sicherlich vermissen.
Am nächsten Morgen fahren wir zeitig nach Zhangjiajie - die aus dem Film Avatar bekannten Karstberge liegen im gleichnamigen National Forest Park. Wir haben noch einige Tage gut, die wir im Westen aufgrund unserer Routenänderung eingespart haben. Einen davon setzen wir hier ein, um drei - statt nur wie geplant zwei - Nächte zu bleiben. Das teure Ticket für den Nationalpark ist mehrere Tage gültig, sodass wir es ausschöpfen und den Park richtig genießen möchten. Die teilweise beschilderten Wanderwege führen uns über weite Strecken abseits der Touristenmassen durch die wunderschöne Landschaft. Achtung; nicht alle auf den Karten eingezeichneten Wege existieren auch wirklich bzw. es sind umgekehrt auch nicht alle Wege eingezeichnet. Leider konnten wir die Ausblicke nicht wirklich gut auf Bildern festhalten, denn auch hier sorgt der typische Herbstnebel für schwierige Foto-Verhältnisse.
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