Durch die Berge zum Issyk-Kul

Vom Song-Kul führt eine Schotterpiste zurück ins Tal zur Hauptstraße. Auf halber Strecke übernachten wir abseits der Straße, bevor wir den zweiten Teil der Schotterpiste in Angriff nehmen. Danach geht es auf der perfekt asphaltierten Hauptstraße nach Naryn. So darf auch der Fahrer den Blick ein wenig durch die traumhafte Landschaft schweifen lassen. In Naryn gibt es einige Tourismus Büros, bei denen wir uns hilfreiche Informationen einholen. Wir entscheiden uns gegen die - in unseren Augen - teuere Genehmigungen, die wir für eine Runde durch das grenznahe Gebiet zu China benötigen würden. Stattdessen erhalten wir die Info, dass die Naturstraße über Eki-Naryn nach Tosor befahrbar ist und nehmen uns diese als nächstes vor. Kurz hinter Naryn finden wir bei Tash-Bashat einen Stellplatz und ruhen uns für die nächsten zwei Tage aus. Die Naturstraße wird uns wieder bis auf knapp 4000 Meter führen.

Weiter geht es am nächsten Morgen auf der staubigen Piste durch eine Hochebene. Die Berge sind ringsum gut sichtbar und machen Vorfreude auf das, was kommt. Nach einigen Kilometern endet die staubige, ordentlich gemachte Piste und wir fahren über die ersten Meter der Naturstraße in die grünen Berge. Die Landschaft verändert sich schlagartig und wir fühlen uns wie in den Alpen. Ab und an treffen wir auf einige Einheimische, die hier ihre Felder bestellen und Tiere halten. Ansonsten ist es hier oben sehr einsam. Später wird es wieder wesentlich trockener, wir sind inzwischen weit über 2000 Meter hoch. Die Piste wechselt zwischen Schotter und grobem Geröll ab. Gegen Abend erreichen wir eine etwas fragwürdige Brücke. Der letzte Meter ist nur notdürftig geflickt, sodass wir das fehlende Stück mit unseren Sandblechen überbrücken. Unmittelbar hinter der Brücke ist ein schönes Stückchen Wiese, auf dem schon einige Zelte stehen. Es ist kalt und das Wetter wird langsam schlechter. Wir beschließen für die Nacht hier zu bleiben, bevor wir in noch größere Höhe kommen.

Ab auf den Tosor Pass! Wir nehmen den zweiten Teil der Naturstraße in Angriff. Nach kurzer Zeit kommen wir an eine etwas knifflige Stelle. Die Straße ist großflächig weggespült und ein steiniger Pfad führt um die Bruchstelle herum. Zufällig kommen uns zwei andere europäische Fahrzeuge genau hier entgegen: ein österreichische Pinzgauer und ein schweizer Land Cruiser. Wir quatschen natürlich kurz über die gegenseitigen Pläne, bevor wir den steinigen Pfad in Angriff nehmen. Irgendwo erleidet Raphaels Hinterreifen einen Durchstich. Wir flicken den Reifen vor Ort und können zügig weiterfahren.

Die Straße wird langsam steiler und ruppiger. Die Passhöhe ist nicht mehr weit. Wir haben Glück mit dem Wetter und genießen die letzten Meter bis zum höchsten Punkt unseres zweitägigen Abstechers. Bei der Abfahrt überholt uns eine Gruppe von Touristen auf Motorrädern. Sie sind Teil einer Gruppe von MuzToo. Das schweizer Unternehmen mit Standort in Osh bietet in Kirgistan und Tadschikistan Motorradreisen und Leihfahrzeuge an. Bei ihnen hatten wir unseren Landy untergestellt, während wir in Deutschland waren. Der letzte Teil der Abfahrt ist weniger spektakulär, als die vorherigen Kilometer und führt uns hinunter bis an den Issyk-Kul. Wir erreichen den riesigen See im Laufe des Nachmittags und finden einen traumhaften Stellplatz am Strand.

Der Stellplatz am Issyk-Kul gefällt uns so gut, sodass wir unseren Aufenthalt täglich um einen weiteren Tag verlängern. Wir nutzen die Zeit und bringen die dringend notwendige Putzaktion unserer Fahrzeuge endlich hinter uns. Der Staub ist wieder einmal in allen Ecken des Fahrzeugs! Ansonsten genießen wir einfach den traumhaften Stellplatz und springen immer wieder in das kühle Nass. Für Frederik ist es seit unserer Abreise das erste Gewässer in dem er schwimmt.

Von hier aus machen wir einen kleinen Ausflug in den sehr touristischen Fairytale Canyon. Da haben wir im Kongorchok Canyon beeindruckendere Formationen gesehen und waren nicht mit großen Touristengruppen unterwegs. Wenn man allerdings in der Gegend ist, sollte man sich den Abstecher wohl nicht entgehen lassen. 

Die nächste Etappe bringt uns nach einigen Ruhetagen in Richtung Karakol. Südöstlich der Stadt warten vermeintlich heiße Quellen auf uns, die wir aber leider nur in Form dampfender Rohre finden. Wir fahren stattdessen gleich weiter ins Valley of Flowers. Das Tal ist ebenfalls sehr touristisch - wir hatten bei der Nähe zu Karakol allerdings auch nichts anderes erwartet. Weiter hinten im Tal finden wir einen ruhigen Platz auf einer Weide, mit traumhaftem Blick auf die Felsformation "Seven Bulls".

Am frühen Morgen fängt es für kurze Zeit heftig an zu regnen. Die Strecke zurück ins Tal ist entsprechend matschig und wir freuen uns, dass unsere Reifen doch einmal benötigt werden.

Wir machen noch einmal einen Abstecher zu einem ruhigen Strand nördlich von Karakol und nutzen die letzte Chance für unsere Hochzeitsbilder. Von hier aus geht es weiter ostwärts, zum Grenzübergang nach Kasachstan. An der Strecke treffen wir nach langer Zeit wieder auf Thomas aus Lichtenstein. Ihn hatten wir schon in Georgien mehrfach mit seinem roten Toyota Bus getroffen. Im Iran haben wir dann den identischen Bus von Agnes und Johan mit seinem verwechselt und durch eine hinterlassene Notiz die Beiden kennen gelernt. Sie sind inzwischen ein Stück vor uns und durch Zufall in Almaty im gleichen Guesthouse wie Thomas gewesen. Als er auf den Parkplatz bog und "seinen" roten Bus dort schon stehen sah, konnte er seinen Augen kaum glauben. Die Welt ist halt doch nur ein Dorf!

Wir genießen eine ausgiebige Mittagspause mit ihm und machen uns dann auf den Weg zur Grenze. Thomas ist in die andere Richtung unterwegs. Er wird aus Kirgisistan nach China einreisen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Christian (Mittwoch, 30 August 2017 21:46)

    Guden,

    habe gerade gesehen, daß ihr Myanmar auf Eurer Route plant. Falls ihr Infos braucht (soviel gibt es ja nicht) können wir vielleicht helfen. Waren vor 2 Jahren im Winter mit unserem Landy auf einer komplett neuen Route vom Süden in den Norden bei Tachileik unterwegs.( also nicht die Indien Thailand Querung die man eher buchen kann). Nur die Jungs von Top Gear waren auf Teilen dieser Strecke wohl ein Jahr zuvor gefahren, da es öfter zu Komplikationen im Norden kommt.
    Haben Euren Platz auf den Dardanellen "genutzt" und stehen für ne Heimpause zur Zeit in Georgien. Mailadresse ist Suessfleisch@aol.com

    Always on the road Christian+Sarah