Nach fast fünf Stunden, haben wir es endlich geschafft. Der bisher langwierigste Grenzübergang liegt hinter uns und wir sind in der Mongolei. An der Grenze kam noch einmal kurz die Frage auf, ob wir Teilnehmer der Mongol Rallye seien. Das bisherige Vorgehen der Teilnehmer, die Autos – meist schrottreif - einfach im Land zu lassen, hat hier für etwas Verärgerung gesorgt. Als das aber geklärt ist, sind wir herzlich willkommen!
Unser Sehnsuchtsziel im Osten ist erreicht. Ob es unsere hohen Erwartungen erfüllen kann, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
Die traumhafte Asphaltstraße endet mit der Grenze schlagartig. Bereits das Niemandsland ließ uns erahnen, was uns in den kommenden Wochen erwarten wird. Wir hoffen natürlich mehr auf Pisten unterwegs zu sein, als auf schlecht angelegten und gepflegten Straßen. Wir fahren zuerst einmal in den nächsten Ort – Olgiy. Das Blue Wolfe Guesthouse ist dort die übliche Anlaufstelle. Wir versorgen uns am nächsten Morgen wieder einmal mit den obligatorischen SIM-Karten (UNITEL versorgt hier auch die entlegenen Gebiete mit gutem Mobilfunkempfang) und füllen die Kühltruhen auf. Der Besitzer des Guesthouse betreibt nebenan die gleichnamige Reiseagentur. Er versorgt uns mit Informationen über Straßenzustände und organisiert für uns einen Besuch bei einem der traditionellen „Eagle Hunter“. Er gibt uns noch einen Tip mit auf den Weg: „In der Mongolei fragt man nicht nach der Straße, man fragt nach der Richtung!“ Damit geht es für uns über die ersten Kilometer Piste zum Eagle Hunter und seiner Familie. Da die abgelegene Jurte gar nicht so einfach zu finden ist, fragen wir ein Mädchen auf ihrem Pferd nach der Richtung. Sie reitet uns netterweise das letzte Stück durch die Graslandschaft und den Fluss voraus.
Wir werden noch zum üblichen Tee und ein wenig Gebäck in die Jurte eingeladen, bevor wir unser Camp in der Nähe aufschlagen. Am nächsten Morgen erklärt uns der Jäger kasachischer Abstammung, dass die Kunst des Jagens mit Hilfe von Adlern nur innerhalb weniger Familien weitergegeben wird. „Eagle Hunter“ wird also nur derjenige, dessen Vater bereits mit den Tieren gejagt hat. Uns wird das „Jagen“ in Form einer Trainingseinheit vorgeführt...
Wir machen uns auf den Rückweg Richtung Olgiy. Von hier aus peilen wir den Bayan Nuur als Nachtlager an. Wir kommen langsamer als erhofft voran und stoppen bei Anbruch der Dunkelheit in der Nähe der Piste. Die Pisten sind gut fahrbar und lassen uns am nächsten Tag zügiger vorankommen. Auch an die Navigation im freien Gelände gewöhnen wir uns langsam. Wir erwischen allerdings mit einem unserer Reifen ein Stück Hufeisen. Der platte Reifen zwingt uns zu einem kurzen Stopp.
Wir möchten zur Mittagspause das einsame Steinmännchen „höshööt“ erreichen. Dazu haben wir allerdings keinerlei Koordinaten (erst später sehen wir, dass die Koordinaten in unserem Reiseführer stehen) und finden es wie durch ein Wunder Mitten in der Steinwüste am Fluss.
Weiter soll es in Richtung südliche Hauptroute gehen. Angeblich gibt es einen Track dorthin, der auf halbem Weg zurück durch die Berge führt. Wir wurden zwar vorgewarnt, dass dort zu dieser Jahreszeit bereits Schnee liegen könnte, dennoch wollen diesen Track suchen. Wir machen uns also auf den Weg und fahren den vermeintlich richtigen Pfad immer weiter in die Berge. Die Nomaden haben ihre Sommerlager hier oben bereits abgebrochen und wir genießen die traumhaften Ausblicke auf einige Gletscher. Der Pfad endet jedoch auf einer Hochebene und zwingt uns zum Umkehren. Wir bleiben in den Bergen und haben die erste Nacht seit langem mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt.
Auch am nächsten Morgen finden wir den Weg durch die Berge nicht, sodass wir endgültig umkehren und uns außen herum auf den Weg zur südlichen Hauptroute machen.
Die angepeilte südliche Hauptroute erreichen wir auch an diesem Tag noch nicht. Wir campen allerdings nicht weit entfernt. Die alte Straße weicht hier momentan einem Asphaltband, das die Steppe durchzieht. Auch dieser Abschnitt ist Teil eines riesigen Projektes, alle Provinzhauptstädte mit Ulan Batar durch asphaltierte Straßen zu verbinden. Für uns geht es erst einmal neben der neuen Straße, die noch gesperrt ist, über Pisten bis nach Khovd. Wir lassen den beschädigten Reifen flicken und freuen uns anschließend über eine wirklich heiße Dusche im öffentlichen Badehaus. In Europa kaum mehr vorstellbar, kommen uns die Badehäuser hier bei winterlichen Temperaturen genau richtig gelegen. Wir verlassen die Stadt noch am Nachmittag und fahren einige Kilometer über die neue Asphaltstraße ostwärts. Kurz vor Sonnenuntergang verlassen wir die befestigte Straße allerdings wieder und fahren die ersten Kilometer in Richtung Dörgön Nuur, ein riesiger See an dessen Rand die Sanddünen bis ins Wasser reichen. Die untergehende Sonne zaubert wieder einmal traumhafte Farben in die umliegende Natur und bewegt uns zu einem zeitigen Pausieren. Mit Bier und Campingstuhl sitzen wir auf den Logenplätzen für das täglich wiederkehrende Naturschauspiel.
Zum Mittagessen erreichen wir den See und die Dünen. Die angepeilte Durchquerung der Dünen gestaltet sich allerdings schwieriger als erwartet, da wir den richtigen Track nicht finden. Statt unsere Autos im Sand zu versenken, beschließen wir noch einmal weiter nach Osten zu fahren. Die Stadt Altai erreichen wir im Laufe des nächsten Tages. Von hier aus folgen wir den mehr befahrenen Pfaden nordwärts, die viele Kilometer weiter auf die Nordroute stoßen. Die Pisten lassen sich zum Glück relativ gut fahren. Wir kommen trotzdem nicht sonderlich schnell voran, da nur selten einmal 60-70 km/h möglich sind.
Auf dem Weg bricht Pete und Jen ein Bolzen an der Hinterachse, während wir etwas voraus gefahren sind. Notdürftig geflickt, schließen sie einige Kilometer bis zu uns auf. Durch Zufall passt bei ihnen der Bolzen, den wir als Ersatz für unsere Vorderachse dabei haben. So können wir die Fahrt glücklich fortsetzen. Am gleichen Tag sorgt allerdings noch ein weiterer Zwischenfall für eine Schrecksekunde. Die Bremsleitung bei den Beiden platzt – natürlich bergab vor einer Kurve. Wie durch ein Wunder können sie allen Hindernissen ausweichen und bleiben kurze Zeit später auf einer Wiese stehen. Wir können die geplatzte Leitung abklemmen und schaffen es langsam bis in die nächste Ortschaft, die zwei Stunden entfernt ist. Der lokale Mechaniker besorgt kurzerhand die Leitung von einem Lada, die tatsächlich auch beim Toyota Land Cruiser passt und baut sie ein. Wieder einmal sind wir froh über das Improvisationstalent der Einheimischen. Bis wir die Nordroute erreicht haben, sind ab Altai noch einmal zwei Tage vergangen. Von dort aus ist es nicht mehr weit bis Morön. Die Provinzhauptstadt wird für uns der Ausgangspunkt für einen Ausflug in die mongolische Taiga sein. Wir möchten eine Minderheit besuchen, die hier ganz abgelegen im Norden Rentiere züchtet.
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Großmama (Sonntag, 08 Oktober 2017 15:55)
Habe eure schönen Bilder gesehen.Wie gesagt beneide ich euch,aber ich bin zu früh geboren!!Großmama