Mongolische Taiga: zu Besuch bei den Tsaaten

 

Die Tsaaten sind die letzten Rentierzüchter, die ein ursprüngliches Leben als Nomaden in der mongolischen Taiga leben. Der Plan, sie in ihrer Heimat zu besuchen, kam schon vor dem Beginn der Reise auf.

Nun ist es endlich so weit. Wir sind in Morön, südlich des großen Khovsguul Sees. Dort oben in den Wäldern lebt die nomadische Minderheit mit ihren Tieren.

 

Wir organisieren einen Besuch. Den ersten Teil der Strecke (ca. 280 km) können wir selber fahren. Die lokalen Fahrer benötigen für die Strecke wohl um die 11 Stunden. Es wird Mittag, bis wir endlich los fahren, da wir noch auf unsere Genehmigung für dieses Grenzgebiet warten müssen. Wir nehmen uns Ulaan Uul als Zwischenziel vor...

Der erste Teil der Piste ist wieder schnell fahrbar und geht durch die hügelige Landschaft um Morön. Dann geht es aber so langsam in die Berge. Der Track ist einfach zu finden und wir schlängeln uns immer weiter hinauf. Nachdem der Landy schon auf dem Weg nach Morön einige Male durchgeschlagen ist, wird das Fahrverhalten auf dieser Piste immer schlechter. Die Stoßdämpfer an der Hinterachse haben wohl den Dienst quittiert. Weiter geht's also munter schaukelnd über die immer schlimmer werdenden Wellen. Irgendwann sehen wir einen der typischen kleinen UAZ Busse aus Russland auf einer Piste weiter rechts vorbeiziehen. Die lokalen Fahrer scheinen einen schnelleren Weg zu kennen... Wir folgen dem kleinen Bus noch bis Ulaan Uul. Die Sonne ist gerade untergegangen und wir parken neben der großen freien Fläche, die den Ort durchzieht.

Am nächsten Morgen laufen die Kinder am Landy vorbei zur Schule. Auch der "neue Nachbar" stattet uns einen Besuch ab. Seine Kinder sind ebenfalls auf dem Weg in die Schule, müssen aber erst noch schnell für ein Foto posieren. Es ist nicht das erste Mal, dass uns Einheimische hier dazu auffordern, doch ein Foto von ihnen zu schießen.

 Nach dem Frühstück geht es weiter. Wir sollten für die restliche Strecke ca. fünf Stunden benötigen. Irgendwo gibt es jedoch angeblich noch einen sehr schlammigen Abschnitt. Wir kommen gut voran und wundern uns, dass wir bald in Tsagaannuur sein müssten. Am letzten Pass wird es dann wirklich schlammig. Wir kommen noch erstaunlich gut die letzten Meter nach oben und sehen in der Ferne schon das Dorf. Dann passiert das Unerwartete. Wir schaffen es kaum durch den Matsch bergab und bleiben in einer kurzen Traverse stecken. Beide Achsen liegen schön auf. Die Stelle ist im Grunde genommen nicht die ungünstigste: der nächste Baum ist nicht weit entfernt. Aber natürlich gilt auch hier Murphys Gesetz. Das Windenseil und die Gurte sind zusammen genommen immer noch ca. 2 Meter zu kurz. Verdammt. Frederik steht im kalten Matsch und schaufelt schlussendlich fast zwei Stunden. Ob wir so heraus gekommen wären? Wir wissen es nicht. Es fahren weitere Fahrzeuge vorbei, die ein Stück weiter unten durchkommen. Einer der Fahrer bringt ein Stück Seil als Verlängerung und wir sind kurze Zeit später durch. Zwei Stunden später als erwartet kommen wir also in dem nicht mehr weit entfernten Dorf an. Hier treffen wir auf unseren Pferdeführer und lassen uns beim lokalen Militärstützpunkt registrieren. Wir nehmen noch eine warme Dusche im Badehaus und fahren zum Übernachten ein Stück aus dem Dorf heraus.

Nach einer kühlen Nacht vor der Jurte, packen wir unsere Sachen für den Ritt zu den Tsaaten. Wir haben Glück mit dem Wetter und die Wälder leuchten in grandiosen Herbstfarben. Der Indian Summer hier könnte nicht schöner sein. Im Winter haben die Tsaaten ihre Zelte wesentlich weiter unten in den Wäldern der mongolischen Taiga aufgeschlagen. Wir erreichen ihr aktuelles Camp daher schon nach drei Stunden auf dem Pferd. Kurz bevor wir die Tipis sehen, kommen bereits die ersten Rentiere an uns vorbei gelaufen.

Wir werden als erstes in eins der Tipis zum obligatorischen Tee eingeladen und erkunden danach die Gegend. Einige der sehr zutraulichen Tiere laufen frei umher, viele andere sind zwischen den Tipis an Bäumen angebunden. Gamba, der Stammesführer, und seine Frau nehmen uns sehr herzlich auf. Da das Gästetipi belegt ist, dürfen wir bei Ihnen im Tipi schlafen. Wir verbringen einen sehr netten Abend und kommunizieren mit Händen und Füßen. Als wir bereits in unseren Schlafsäcken liegen deckt uns Gambas Frau noch ganz liebevoll mit zwei Decken zu. Sie möchte sicher gehen, dass wir nicht frieren. Mit im Tipi übernachtet noch ein Pferdeführer (zum Glück nicht unserer). Dieser hat leider zu tief in seine Wodkaflasche geschaut, sodass wir eine sehr unruhige Nacht verbringen. Am Morgen werden wir sofort dafür entschädigt. Es hat über Nacht geschneit und die Umgebung hat sich in eine traumhafte Winterlandschaft verwandelt. So haben wir doch tatsächlich Glück und sowohl den Indian Summer, als auch die Winterlandschaft hier oben gesehen. Wir werden uns wohl immer an diese netten und stolzen Menschen und die wunderschönen Rentiere erinnern.

Auf dem Weg nach unten gibt unser Pferdeführer noch einmal Gas. Die Pferde schlängeln sich im dichten Wald um die Bäume und traben über die verschneiten Flächen. Nach nur zwei Stunden sind wir wieder beim Landy und machen uns auf den Weg ins Tal. Diesmal finden wir auch die schnellere Route der einheimischen Fahrer. So brauchen wir insgesamt nur etwa 11 Stunden nach Mörön. Aufgrund der kaputten Stoßdämpfer werden wir weiter nach Ulan-Bator fahren, um diese zu ersetzen.

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