Mongolei - Ulan Bator und der Süden

Die defekten Stoßdämpfer an der Hinterachse zwingen uns zum Umplanen. Wir fahren aus Morön weiter nach Ulan Bator. Den ursprüngliche Plan, zuerst weiter in die Nationalparks im Zentrum der Mongolei zu fahren, verwerfen wir.

Es geht also über die gut asphaltierte Straße in die Hauptstadt. Pete und Jen sind ebenfalls noch dort. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen. Das Oasis Guesthouse ist hier die bekannte Anlaufstelle der Reisenden. Auf dem Hof gibt es auch für größere Fahrzeuge genügend Platz und Motorräder stehen überdacht.

Bei Wagner Asia Automotive, der lokalen Land Rover Vertretung, finden wir auch auf Anhieb Ersatz für unsere defekten Stoßdämpfer. Da die Firma auch Ford vertritt, steht hier schon das Wohnmobil einer Familie, die mit uns durch China fahren möchte. In den nächsten Tagen wird sich zeigen, ob sie Ersatz für den defekten Motor finden...

Da auch Johan und Agnes zufällig noch im Oasis Guesthouse sind, gehen wir zuerst einmal alle zusammen essen. Die beiden sind inzwischen schon wieder viele Wochen ohne uns unterwegs gewesen. Am nächsten Tag erkunden wir die Innenstadt. Die Mongolei ist das ersten Land unserer Reise, in dem der Buddhismus die vorherrschende Religion ist. Nachdem der Buddhismus in der Mongolei - durch die sowjetische Einflussnahme - im 20. Jahrhundert fast ausgelöscht wurde, ist er seit 1990 wiedergekehrt. Die Zerstörung des alten buddhistischen Kulturgutes ist leider umumkehrbar und so bestehen nur noch wenige alte Tempel und Klöster. Wir besuchen die beiden bekanntesten in Ulan Bator: Tschoidschin Lama-Tempel und Gandan Kloster.

Die Temperaturen in Ulan Bator sind inzwischen auch unter den Gefrierpunkt gesunken. Wir wachen morgens im von innen gefrorenen Dachzelt auf. Da kommt das Guesthouse als warmer Rückzugsort gerade gelegen. Nach fast drei Wochen auf der Straße haben sich hunderte Fotos und viele Videos angesammelt, die gesichtet und sortiert werden wollen.

Am nächsten Tag kümmern wir uns um den Landy. Die Stoßdämpfer sind schnell getauscht, er erhält frisches Öl und die Filter werden gewechselt. Beim Schrauben stellen wir fest, dass der Auspuff auch schwer angeschlagen ist. Der Mittelschalldämpfer ist gebrochen und so entschließen wir uns dazu, ihn durch ein gerades Rohr zu ersetzen. Einen geeigneten Schweißer finden wir durch Zufall bei uns im Guesthouse, als er dort Heizungsteile repariert. Er nimmt das beschädigte Stück mit in seine Werkstatt und kaum eine halbe Stunde später halten wir das geschweißte Rohr in den Händen. Der Landy ist jetzt außen etwas lauter, aber im Innenraum stellen wir kaum mehr Lärm fest. Wer selber in einem Defender unterwegs ist, weiß, dass das auch kaum möglich ist.

Nach zwei Tagen verabschieden uns von Pete und Jen und machen uns endlich auf den Weg in die Nationalparks im Zentrum der Mongolei. 

Aus Ulan Bator geht es wieder westwärts nach Charchorin. Das am Stadtrand gelegene Kloster Erdene Dsuu war das erste buddhistische Kloster in der Mongolei. Es wurde 1937 fast vollkommen vernichtet, nur die schöne Mauer mit unzähligen Stupas blieb erhalten. Teile der alten Gebäude sind inzwischen rekonstruiert worden, aber das große Gelände liegt weiterhin wie ein Mahnmal leer vor uns.

Von Charchorin geht es zum Kloster Schanch Chiid. Auch hier leben seit 1990 wieder Mönche. Es ist wesentlich weniger touristisch und wir sind vollkommen alleine. Das Wetter ist mäßig, der Wind bläst wie verrückt und wir machen uns schnell wieder auf den Weg. Wir haben noch den Naiman Nuur Nationalpark auf dem Plan. Die Piste dorthin führt uns wieder höher in die Berge und wir suchen uns für die Nacht einen etwas windgeschützten Platz hinter Felsen. Wir schlafen trotzdem unten im Auto und wachen mit Schnee auf den Füßen auf. Ja, die Hecktüre des Landy ist in der Tat nicht mehr so ganz dicht! Wir verlassen unseren Stellplatz in der gezuckerten Landschaft nach einem schnellen Frühstück. Der Besuch des Nationalparks ist damit dann wohl vom Plan gestrichen - wir erwarten dort nicht wirklich besseres Wetter. Stattdessen planen wir um und fahren doch noch weiter in Richtung Gobi. Auf dem Weg liegen die Ruinen des ebenfalls während des stalinistischen Terrors zerstörten Kloster Ongiin Chiid. Vorher treffen wir jedoch durch Zufall mitten in der Steppe auf Johanna und Nicolas mit ihren vier Kindern, die wir ja schon aus Teheran kennen. Wir erfahren leider, dass ihre Visa für China abgelehnt wurden und sie nicht mit uns weiterreisen werden. Natürlich quatschen wir uns so lange fest, dass wir kaum noch zeit zum weiterreisen haben. Wir übernachten einfach am Rand des nächsten Dorfes und erreichen Ongiin Chiid am nächsten Vormittag. Es gibt inzwischen wieder ein restauriertes Gebäude, ansonsten sind alle früheren Teile des Klosters vollkommen zerstört. Stalins Schergen haben hier kaum einen Stein auf dem anderen gelassen.

Wir befinden uns bereits im Bereich der Gobi und fahren auf miserablen Pisten weiter in den Süden. Es sind die schlimmsten Waschbrett-Pisten der Reise. Das Wakhan Tal in Tadschikistan war im Vergleich eine Wohltat. Zeitweise kommen wir kaum vorwärts. Als nächsten Zwischenstop planen wir die Flaming Cliffs ein, die wir genau im richtigen Moment erreichen - am späten Nachmittag taucht die tierstehende Sonne das ganze Gebiet in ein traumhaftes Licht. In bester Lage sehen wir oben einen Unimog stehen. Wir fahren hin und werden von Pierre und Theresa gleich aufgefordert unsere Stühle und Bier rauszuholen. Es bleiben uns noch einige Minuten, um die Landschaft mit ihnen zu genießen, bevor es wieder zu kalt wird. Die beiden laden uns zum Abendessen in ihre "Villa" ein und wir genießen das erste Mal den Komfort einer großen Kabine. Vermutlich hat es uns nun endgültig erwischt und wir möchten für zukünftige Reisen auch mehr Komfort. Vielen Dank an dieser Stelle nochmals für den schönen Abend!

Eigentlich möchten wir am nächsten Tag noch zu den großen Dünen fahren, drehen dann aber wegen der schlechten Pisten doch um. Die Einreise nach China ist nur noch wenige Tage entfernt und ein Defekt könnte das Aus unserer China Durchfahrt bedeuten. Wir nutzen stattdessen die Chance und fahren ein schönes Jurten-Hotel an, das wir noch als Hochzeitsgeschenk offen haben. Bevor es zurück nach Ulan Bator geht, drehen wir anschließend aber doch noch eine Runde durch die umliegenden Berge. Die Asphalt Piste bringt uns zurück in die Hauptstadt, wo wir doch nochmals auf Pete und Jen treffen. Uns bleiben zwei letzte Tage für den Besuch der Dschingis Khan Statue und unsere Hochzeitsbilder. Danach geht es die 660 Kilometer auf Asphalt bis zur chinesischen Grenze.

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