Wakhan Korridor - grandiose Ausblicke in den Hindukush

 

 

Nachdem wir in Khorog einige ruhige Tage verbracht haben, wird es Zeit, zurück auf die Piste zu gehen und entlang des Wakhan Korridors der afghanischen Grenze zu folgen. Wir stocken wieder einmal unsere Vorräte auf, Tanken den vermeintlich letzten guten Diesel vor der kirgisischen Grenze und machen uns auf den Weg. Kaum haben wir die Stadtgrenze verlassen, ist der Asphalt auch schon vorbei.

Unser Blick schweift natürlich kontinuierlich auf die afghanische Seite hinüber. Wir beobachten die dortigen Bauern beim bearbeiten der Felder und immer wieder das geschäftige Treiben in den kleinen Ortschaften. Die Landschaft ist atemberaubend - Hindukusch und später die Wakhan Range zeigen sich uns von ihrer schönsten Seite!

 

Der Kilometerzähler läuft bereits stramm auf die 250.000 Kilometer Marke zu und das wollen wir natürlich im Bild festhalten. Da wir spät losgekommen und dann doch noch länger als erwartet durch die Stadt kurven, rufen unsere Mägen allerdings nach einer Mittagspause. Da kommt der Aussichtspunkt oberhalb der Piste doch super gelegen.

Kaum sind wir wieder auf der Piste, knacken wir die magische Grenze. Unser Landy dankt uns die konstante Pflege mit einem weiterhin tadellosem Laufverhalten. Bisher hatten wir keine ernsthaften Probleme. Außer um ein paar los gerüttelten Schrauben und die üblichen Schmierstoffe mussten wir uns um nichts kümmern.

Den restlichen Nachmittag folgen wir dem Verlauf des Tals und genießen die grandiose Aussicht. Das Tal wird langsam breiter und ist inzwischen auch auf der tadschikischen Seite sehr viel grüner als bisher. Wir möchten dieses Mal die Bilder für sich sprechen lassen, verraten aber, dass wir einen schönen und sehr ruhigen Stellplatz in einem Seitental finden!

 

Die Sonne geht früh auf und heizt unsere Fahrzeuge auf. Wir stehen entsprechend zeitig auf und genießen erst einmal ein gutes Frühstück. Unser Tagesablauf wird seit vielen Wochen durch den Verlauf der Sonne bestimmt. Unsere Nachtphase beginnt und endet so ein bis zwei Stunden früher als üblich.

Gestärkt geht es zurück auf die Strecke, die uns zuerst ein Stück ins Haupttal hinunter führt. Dort liegt nach einigen Kilometern die alte Khaakha Festung, von der allerdings nur noch ein paar stark verwitterte Lehmmauern zeugen. Da der Hügel inzwischen vom Militär genutzt wird, dürfen wir uns eh nur im unteren Teil der kleinen Anlage bewegen. Einige Frauen haben am Fuße des Hügels dennoch einen kleinen Souvenir Stand aufgebaut.

Einige Kilometer weiter soll es - vom Örtchen Darshai aus - eine Wanderung entlang des Flusses durch eine Schlucht geben. Die Wanderung fällt für uns allerdings kurz aus. Ausschilderungen sind hier selbstverständlich Fehlanzeige und den Einstieg wählen wir offensichtlich falsch. Nach einigen hundert Metern sind wir in einer Sackgasse - der reißende Fluss füllt die ganze Breite der Schlucht aus. Wir drehen rum und sind bei der Hitze nicht wirklich motiviert über den Berg, auf die andere Seite der Engstelle, zu laufen. Zurück an den Fahrzeugen treffen wir drei Australier, die wir schon aus Dushanbe kennen. Sie sind mit einem alten Hyundai Geländewagen unterwegs gewesen, haben jetzt aber einen Fahrer mit Toyota Land Cruiser. Die schlechte Dieselqualität hat offensichtlich die Injektoren ihres Hyundai zerstört. Den Wagen haben sie in Korogh mit Motorschaden verschenkt und reisen nun die restlichen Wochen mit dem Rucksack weiter. Die Tour ist sowieso "nur" auf zwei Monate angelegt und der Wagen wäre ansonsten in Kirgistan verkauft worden.

Den Nachmittag nutzen wir, um noch einige Kilometer weiter zu fahren. Wir genießen die Abwechslung von trockenen, wüstenähnlichen Abschnitten und den kleinen Örtchen, die wie grüne Oasen in der Landschaft liegen. Irgendwann haben wir genug vom ganzen Gerüttel, das unsere Fahrzeuge gefühlt in alle Einzelteile zerlegt. Mitten in einer langen Waschbrett-Passage finden wir einen ruhigen Stellplatz leicht oberhalb der Piste. Der Blick hinüber in den Hindukusch enttäuscht auch heute nicht - der Mond taucht bei guter Sicht über dem Massiv auf. Die Nacht wird allerdings so stürmisch, dass wir irgendwann aufstehen, das Dach schließen und es uns unten im Landy gemütlich machen.

Der Sturm hat sich am frühen Morgen wieder gelegt. Wir genießen also unser Frühstück mit gutem Ausblick, bevor es zurück aufs Waschbrett geht. Zum Glück soll es schon nach einigen Kilometern oberhalb der Straße die Yamchun Festung und Bibi Fatima Hot Springs geben. Uns reizt die Festung allerdings mehr als die heißen Quellen. Ein steiler, einspuriger Weg führt landschaftlich reizvoll zu beiden Sehenswürdigkeiten hinauf. Während die anderen - sie sollen enttäuscht zurückkehren - zuerst die heißen Quellen besuchen, drehen wir schon eine Runde durch die alte Festung. Auch diese Festung ist nicht in wirklich gutem Zustand, bietet jedoch tolle Ausblicke in den Hindukush und das breite Tal.

Einen weiteren Nachmittag verbringen wir auf der schlechten Piste, die uns ab Langar steil auf über 3000 Meter führt. Ab hier sollen wir dann für einige Tage konstant oberhalb der kritischen Höhe bleiben. Das Haupttal führt ab Langar nach Afghanistan hinein, wir folgen dem kleineren Tal, das ab hier auch die Grenze ist und der Wakhan Range folgt. Der heutige Stellplatz liegt gleich neben der wenig befahrenen Piste auf einem großen Plateau. Höhe über N.N.: 3600 Meter

Ja, auch die letzte Nacht war wieder sehr stürmisch. Dafür gibt es keine Moskitos. Wir können uns also entscheiden, ob wir beim Abendessen nicht zerstochen werden oder in Ruhe schlafen können. Diesmal haben wir allerdings gleich das Dach geschlossen gelassen.

Die Piste ist hier oben gefühlt noch rauer als vorher. Agnes und Johan haben wesentlich kleinere Reifen und bekommen die Schläge wohl noch viel stärker als wir zu spüren. Wir wollen wischen Khargush und dem gleichnamigen Pass zum Hausibeks Aussichtspunkt mit 360° Blick wandern und fahren vor. Das Waschbrett wird mit höherer Geschwindigkeit natürlich ein wenig erträglicher. Am Startpunkt der Wanderung angekommen füllen wir zuerst einmal die Trinkwasservorräte auf. Dabei entdecken wir aber, dass die Masseleitung zum Sicherungskasten keine gute Verbindung mehr hat. Bis wir das Problemchen behoben haben, sind die Anderen dann auch angekommen. Raphael und Johan entschließen sich dazu, mit uns aufzusteigen. Wir parken schon auf 4200 Metern und laufen von dort auf ca. 4770 Meter rauf. Unsere "Pumpen" laufen auf Hochtouren und der Ausblick raubt den letzten Atem! Der Aufstieg zum Aussichtspunkt ist technisch nicht schwierig. Wir können ihn jedem, der es körperlich in der Höhe verkraftet, nur ans Herz legen.

Nach dem Abstieg füllen wir unsere Speicher beim Mittagessen wieder auf und nehmen die letztem Kilometer der Wakhan Runde in Angriff. Wir stoßen zurück auf die M41, den Pamir Highway. Statt ihm in östlicher Richtung zu folgen, fahren wir ein kleines Stück zurück in Richtung Khorog, biegen aber gleich wieder nach Norden auf eine Piste ab. Sie führt zum Jaschilkul und Bulunkul See. Wir stellen uns an das Ufer des letzteren und fallen alle sehr früh erschöpft in unsere Betten.

Auch wenn die Piste materialmordend ist, können wir die Wakhan Runde nur empfehlen. Die Ausblicke sind grandios und das Tal, das bis Khorog noch recht schmal ist, weitet sich immer wieder zu einer breiten, teilweise sehr grünen Ebene. Von anderen Reisenden, die das mittlere Tal über Roshtgala gefahren sind, haben wir ebenfalls sehr gutes Feedback erhalten. Die letzten Kilometer vor dem Pamir Highway sollen hier allerdings aktuell eine ordentliche Flussdurchfahrt haben, da die Brücke weggespült wurde. Uns fehlt leider die Zeit, um auch noch dieses Tal abzufahren.

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