Von Kappadokien aus fahren wir in zwei sehr langen, aber landschaftlich sehr schönen Tagesetappen über die Berge zur Schwarzmeerküste. Dort angekommen sind wir leider etwas enttäuscht. Wir kommen aus den Bergen hinunter zum Meer gefahren und erwarten schöne touristische Orte. Doch dies trifft - zumindest zu dieser Jahreszeit - nicht zu. Zum einen ist es relativ kalt, zum anderen führt die Schnellstraße direkt am Meer entlang und verunstaltet die Küste.
Wir verlassen Konya und fahren wieder einmal ostwärts. Uns erwartet die ersten Karawanserei der Reise in Sultanhani. Diese wurde 1229 gegründet und wuchs wegen ihrer guten Lage an der Seidenstraße und dem seldschukischen Karavanenweg zu einer der größten ihrer Art in Kleinasien. Wir sind wieder einmal alleine und die umliegenden Restaurants und Souvenir Läden scheinen sich auf die Saison vorzubereiten. Der Pförtner kehrt entlang der Außenmauer die Straße und läuft erst zum Eingang als er uns dort stehen sieht. Das Gebäude ist heute noch hervorragend erhalten und lässt sehr gut erahnen, wie das Leben in diesen ersten "Raststationen" abgelaufen ist.
Noch lässt die Landschaft nicht erahnen, wie es in Kappadokien aussehen soll. Aber die Berge sind natürlich weiter allgegenwärtig...
Wir sind wieder zurück in Konya. Für einen wichtigen Geburtstag in der Familie sind wir aus Konya für ein langes Wochenende zurück nach Deutschland geflogen. Die Zollangelegenheiten für das in der Türkei bleibende Auto haben wir trotz Sprachbarriere ganz gut gemeistert.
Davor haben wir natürlich die Stadt der Derwische erkundet. Sofort fällt einem auf, dass diese Stadt wesentlich konservativer ist, als viele andere türkische Städte. Wir holen uns köstliche Gebäckstücke und genießen die Atmosphäre am „Marktplatz“, wo sich viele Einheimische bei einem Kaffee unterhalten. Wieder einmal sind wir von den Menschen begeistert. Ein älterer Herr spricht uns auf Deutsch an. Er hat in der Schule Deutsch gelernt und kann sich mit uns wunderbar unterhalten, obwohl er nie in Deutschland gelebt hat.
Wie angekündigt, haben wir das Hochzeitskleid und den Smoking eingepackt. Langsam wird es also Zeit, dass wir die ersten Fotos machen. Die Ruinen von Sagalassos bieten uns dafür eine gute Gelegenheit. Sie sind etwas abseits der üblichen Touristenpfade und liegen relativ weit oben an einem Berg. Wir stehen zeitig auf und versuchen uns also an den ersten selbst geschossenen Hochzeitsfotos. Schnell stellen wir fest, dass dies gar nicht so einfach ist. Zum Glück sind aber doch ein paar gute Fotos dabei entstanden.
Wir verlassen die Küste und fahren ins Landesinnere weiter. Natürlich ist es schon wieder später Nachmittag und wir sind ehrlicher Weise noch nicht so motiviert für das nächste Kulturprogramm in Pamukkale. Im Reiseführer lesen wir, dass es in Nysa - oberhalb der Hauptstraße - noch ein antikes Theater geben soll. In der Nähe muss es doch sicherlich auch wieder einen schönen Stellplatz geben, der etwas abseits liegt. Einige Zeit später finden wir uns erneut in einem Oliven Hain wieder. Die Sonne geht schon fast unter und so machen wir uns gleich an die Arbeit für's Abendessen. Wir haben wieder ein riesen Glück mit unserem Stellplatz und genießen zwei Tage die Ruhe und das gute Wetter.
Viele haben uns gefragt, wie wir uns mit (Trink-)Wasser versorgen. Daher möchten wir hier kurz erläutern, wie wir dieses Problem auf der Reise lösen. Grundsätzlich haben wir mehrere Behälter im und am Auto. Ein 80 Liter Tank ist fest verbaut und mit einer Druckwasserpumpe versehen, die den Wasserhahn am Waschbecken und die Wassersteckdose an der Hecktüre versorgt. Außen am Landy gibt es seit dieser Reise einen 20 Liter Kanister mit Hahn zum Händewaschen. Auf dem Dach wird bald noch ein Schweizer Wassersack liegen, den wir zum Duschen nutzen können.
Es gibt mehrere Theorien zur Nutzung fest verbauter Tanks. Manche sprechen sich wegen der schlechten Reinigungsfähigkeit dagegen aus, andere füllen nur sauberes / gefiltertes Wasser ein und wieder andere kippen das rein, was sie haben und filtern es bei der Entnahme.
Wie kommen wir aber zum sauberen Wasser?
Wieder im Landy sitzend, knabbern wir unser frisches Gebäck und freuen uns auf die nächste Destination: Selcuk. Auf dem Weg wollen wir eigentlich einen kurzen Halt in Izmir einlegen. Die Verkehrs- und Parkplatz Situation ist jedoch so abschreckend, dass wir uns doch entschließen gleich weiter zu fahren. Uns ist im Moment die Ruhe der ländlichen Gegenden eh lieber als Großstädte. Direkt bei Selcuk gibt es einen kilometerlangen Sandstrand und wir dachten einen super Stellplatz gefunden zu haben. Doch leider müssen wir am Abend feststellen, dass wir aufgrund der vielen Mücken ins Auto müssen.
Da wir langsam dringend Wäsche waschen müssen, fahren wir am nächsten Morgen zu einem Camping Platz in die Stadt. Der Platz ist super gelegen und hat eine schöne Wiese mit vielen Tieren. Doch leider sind die Einrichtungen stark renovierungsbedürftig. Selcuk selber ist eine nette kleine Provinzstadt mit guten Restaurants. Außerdem reizen ringsum und mitten in der Stadt Teile der antiken Stadt Ephesos. Auf den alten Säulen des Aquädukts machen sich heute die brütenden Storchenpaare aus Südafrika breit.
Nach dem grandiosen Frühstück im Hotel verlassen wir fast etwas wehmütig die Insel. Es wird sich später aber herausstellen, dass die Weiterfahrt lohnenswert ist. Wir erreichen am Frühen Nachmittag Bergama und das oberhalb liegende Pergamon. Mit einer kleinen Gondel geht es hinauf zu den Ruinen. Wir genießen den Ausblick über Bergama und schlendern wieder durch die Ruinen. Zu dieser Jahreszeit sind wir hier fast alleine. Die Reisefreudigkeit der Deutschen bestätigt sich jedoch wieder einmal: auch hier treffen wir ein älteres Paar mit Wohnmobil. Außerdem finden wir zum ersten Mal einen Sticker, den Meyers hinterlassen haben.
Mit einem Allradler reist es sich halt doch immer wieder gut. Viele der schönen Stellplätze lassen sich nur über schlechte Wege erreichen. Nachdem wir in Assos fast vom Wind weggeblasen wurden, treibt es uns schnell weiter. Uran hatte uns von dem Städtchen Ayvalik und insbesondere der vorgelagerten Insel Alibey Adasi vorgeschwärmt. Über eine lange Piste rumpeln wir durch die Oliven Haine und finden einen perfekten Stellplatz. Natürlich stellen wir bei der Abreise zwei Tage später fest, dass die Anfahrt von der anderen Seite wesentlich einfacher gewesen wäre. Aber laut Google waren die beiden Straßen gleich groß eingezeichnet – wie Charlotte immer wieder betont. Oder wollte sie Frederik nur endlich etwas Spaß im Gelände lassen?
Dream or Reality, so hat Uran uns seine Tour gestern Abend beim Wein angepriesen. Nun stehen wir also vor den Ruinen des alten Trojas und lauschen den spannenden Erzählungen von Uran. Sein Vater war einer der ersten Reiseführer in Troja und so liegt es Uran wohl auch im Blut die vielen Geschichten sehr lebendig zu erzählen. Von ihm erfahren wir unter anderem, dass die Stadtgeschichte Trojas in neun Epochen eingeteilt werden kann. Die verschiedenen Gebäudestrukturen der Epochen werden während des Rundgangs immer wieder sichtbar. Gab es "den" Trojanischen Krieg wegen Helena tatsächlich oder ging es vielleicht doch um Geld? Können wir Homers Ilias Glauben schenken? Wieso fand Schliemann den Goldschatz von Priamos in der Stadtmauer versteckt? - Dream or Reality?
Wir verlassen Istanbul mit einem kleinen Abstecher zu norwegischen Freunden von Monica, die gerade erst einige Monate in Istanbul wohnen. Dann kommt es, wie es kommen muss: wir stecken im Stau. Man hört immer mal wieder verrücktes über den Verkehr in Istanbul. Aber so schlimm haben wir es uns dann doch nicht vorgestellt. Zum Glück haben wir mit unseren Handys noch Datenempfang und fragen Google nach dem schnellsten Weg. Google behauptet doch tatsächlich es sei eine Stunde schneller am gleichen Kreuz dreimal eine Abfahrt zu nehmen, anstatt die direkte Abfahrt auf die Autobahn zu nehmen. Wir überlegen hin und her, ob wir Google tatsächlich Glauben schenken sollen. Natürlich gewinnt Google und wir drehen drei Schlaufen. Alleine dafür brauchen wir ca. 40 Minuten. Wir glauben ja bis heute nicht, dass das schneller war, aber immerhin fährt die Polizei vor uns dieselbe Strecke. Schlussendlich schaffen wir es immerhin nach knapp zwei Stunden endlich aus Istanbul heraus. Dabei waren wir nicht einmal so richtig aus dem Zentrum gestartet. Da soll sich nochmal einer über den Verkehr in München aufregen...
Endlich sind wir in Istanbul. Ab jetzt schalten wir einen Gang zurück und unsere Reise beginnt.
In einem anderen Blog haben wir von einem zentral gelegenen Stellplatz an einem Fußballplatz gelesen. Das klingt natürlich sehr verlockend: bewachter Parkplatz und Duschen. Leider müssen wir jedoch feststellen, dass der Fußballplatz einer Baustelle gewichen ist. Daher stehen wir nun auf einem Parkplatz am Wasser unterhalb der blauen Moschee. Dieser ist laut und nicht sonderlich schön, aber sehr zentral gelegen. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind nur wenige hundert Meter entfernt.